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Wenn am 22. August in Chişinău die diesjährige Sommerschule des Moldova-Instituts Leipzig eröffnet wird, feiert das Format ein rundes Jubiläum. Durch die Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Hans-Böckler-Stiftung konnte das MIL seit 2009 in jedem Jahr zahlreiche Studierende aus Deutschland für jeweils drei Wochen nach Moldova einladen und wird dies in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal tun. Wie immer erwarten die Studierenden ein Rumänisch-Sprachkurs, Exkursionen in verschiedene Regionen der Republik Moldau und Begegnungen mit Vertretern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Medien und Politik.

Die vielfältigen thematischen Schwerpunkte der zurückliegenden Jahre umfassten in erster Linie Geschichte und Kultur der seit 1991 unabhängigen Republik, die durch Mehrsprachigkeit (Rumänisch, Russisch, Ukrainisch, Bulgarisch, Gagausisch) und Multikulturalität ebenso geprägt ist wie durch eine erhebliche Emigration und dadurch bedingte gesellschaftliche Verwerfungen. Die erste Sommerschule im Jahr 2009 fiel zusammen mit dem Ende der kommunistischen Regierungsmehrheit in Moldova und dem Beitritt Moldovas zur Östlichen Partnerschaft der Europäischen Union, der im Jahr 2014 in die Ratifizierung eines Assoziierungsabkommens mit der EU führte. Die europäische Integration ist daher von Beginn an ein Leitthema der Veranstaltung gewesen, und ebenso die Beziehungen Moldovas zu seinen Nachbarländern. Exkursionen führten die Studierenden nicht nur nach Rumänien und in die Ukraine, sondern ebenso in die autonome territoriale Einheit Gagausien und die abtrünnige Region Transnistrien.

Inzwischen hatten mehr als 150 Studierende verschiedenster Fachrichtungen Gelegenheit, das kleine Land in Südosteuropa kennenzulernen und aus erster Hand zu erfahren, vor welchen Herausforderungen die Menschen dort stehen und welchen Beitrag sie selbst dazu leisten können, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Moldovas erfolgreich zu gestalten. An dieser Stelle sei all jenen gedankt, die vor Ort mit ihrem großen Engagement zum Gelingen der Veranstaltungen beigetragen haben und weiter beitragen. Die dauerhaften Partnerschaften, die sich hieraus entwickelt haben, können im Kleinen ein Beispiel sein für das, was auch auf politischer Ebene wünschenswert ist und bleibt.



Der vom Moldova-Institut Leipzig organisierte internationale Workshop zu Minderheitenpolitik und Minderheitenrechten in der Ukraine, der Republik Moldau und Georgien fand im September 2017 in Chişinău und Czernowitz statt und führte Experten für Fragen der Sprachenpolitik und -konflikten und zu ethnischen Minderheiten zu einem Wissensaustausch und zur Erörterung möglicher Lösungen zusammen. Die Teilnehmer des Workshops tauschten sich in lebhaften Diskussionen über die neusten Forschungen auf dem Gebiet der Sprachenpolitik und der interethnischen Beziehungen in ihren Ländern aus und besuchten Orte mit einem hohen Bevölkerungsanteil von ethnischen Minderheitenwie Roma, Rumänen und Gagausen. Das Narrativ der Vorträge und Diskussionen spiegelt sich in den Studien dieser Broschüre wieder. Die in der Broschüre vorgestellten Beiträge zeigen die Vielfalt der Problematik der interethnischen Beziehungen, der Sprachkonflikte und der Sprachenpolitik in der Republik Moldau, der Ukraine und Georgien. Jedes Land sucht auf seine Weise nach Möglichkeiten, Konflikte zu überwinden. Mit ethnischen Minderheiten und ihrer Geschichte wird unterschiedlich umgegangen: ethnische Minderheiten werden vergessen, mythologisiert, ignoriert oder integriert. Uns bleibt zu hoffen, dass Politiker und die Zivilgesellschaft die Erfahrungen mit interethnischen Konflikten berücksichtigen und zur Entwicklung einer multikulturellen, toleranten und demokratischen Gesellschaft in ihren Ländern beitragen werden.


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