Tätigkeitsbericht 2012
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Auch im Jahr 2012 konnte das MIL seine satzungsmäßigen Zielsetzungen in hohem Maße verfolgen. Es hat weiterhin dazu beigetragen, die Republik Moldova in Deutschland bekannter zu machen und die Kooperation mit wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Institutionen sowie Einzelpersönlichkeiten beider Länder und darüber hinaus zu entwickeln.
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Um die erweiterten fachlichen Schwerpunkte der Institutsarbeit und den größeren regionalen Fokus der Projekte des MIL angemessen abzubilden und um die Beschlussfassung der Mitgliederversammlung zu erleichtern, wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung am 16. März 2012 eine entsprechende Satzungsänderung beschlossen. Hierin sind die Zwecke des Vereins nun umfangreicher und präziser dargestellt.
Auch im Jahr 2012 konnten wir die erfolgreiche Zusammenarbeit mit zahlreichen Förderinstitutionen weiter für unsere Arbeit nutzen. Weitere intensive Kontakte bestehen u. a. auch zur Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, zum Deutschen Kulturforum Östliches Europa e.V., zur Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, zum Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM), zum Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM), zur Friedrich-Ebert-Stiftung, zur Hans-Böckler-Stiftung, zur Konrad-Adenauer-Stiftung, zur Volkswagen-Stiftung, zum Deutsch-Moldauischen Forum, zur Südosteuropa-Gesellschaft, zum Bessarabiendeutschen Verein e. V., zum Balkanromanistenverband sowie zu den Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Moldau und der Ukraine sowie zu den Botschaften Rumäniens, der Ukraine und der Republik Moldau in Deutschland.
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Ende 2012 zählte das Moldova-Institut Leipzig 44 Mitglieder. Öffentlich geförderte Arbeitsverhältnisse bestanden nicht.
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Veranstaltungen 2012
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1. Moldova in Südosteuropa. Historische, politische und kulturelle Gemeinsamkeiten und Gegensätze- Internationale Sommerschule in ChiÅŸinău und Iaši, 23. August 2012 – 13. September 2012 (Moldau / Rumänien)
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2. Staatsbürgerschaft(en), Sprache(n), Sprachkonflikte im Kontext der europäischen Integration der Republik Moldova.Workshop, ChiÅŸinău (Moldau), 09.-14.09.2012
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3. Aktuelle Therapiestandards in Rheumatologie und Aufbau einer Kerndokumentation rheumatischer Krankheiten. Klinisches Symposium und Workshop, Chişinău, 18.-20.10.2012
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4. Medizindidaktik und aktuelle Therapiestandards in der Rheumatologie. Klinisches Symposium und Workshop. Chişinău, 05.-07.04.2012
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5. Curriculare Modernisierung und bessere Versorgung der Rheumapatienten in der Republik Moldova. Fachexkursion. Berlin, Leipzig, Bad Liebenwerda. 26.11.-01.12.2012
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Alle Veranstaltungen wurden im Rahmen von Projekten veranstaltet, die das MIL als Projektträger selbst verantwortet.
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Publikationen 2012
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Im Jahr 2012 erschien mit „Die Republik Moldau: Ein Handbuch“ die bislang umfangreichste Publikation des Moldova-Instituts Leipzig. Auf knapp 750 Seiten mit zahlreichen Abbildungen versammelt der Band eine Vielzahl verschiedener Artikel zu allen wesentlichen Aspekten der Republik Moldau. Mithin stellt die in einer Startauflage von 500 Stück herausgegebene Veröffentlichung ein länderspezifisches Standardwerk dar.
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Projekte 2012
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Fortführung des Projekts „Curriculare Modernisierung und bessere Versorgung der Rheumapatienten in der Republik Moldova“
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Alle Arbeiten werden in Kooperation mit der Sektion Rheumatologie und Gerontologie im Department für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie der Universität Leipzig, mit der Moldauischen Staatlichen Universität für Medizin und Pharmazie “Nicolae TestemiÅ£anu”, mit der Medizinischen Hochschule Hannover, Klinik für Herz-Thorax, Transplantations- und Gefäßchirurgie sowie mit dem Hauptlabor für Molekulare und Strukturelle Biologie, Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung durchgeführt.
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Abschluss des Projekts „Moldova im europäischen Kontext. Ein Handbuch“
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Das von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (ehem. Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) geförderte Publikationsprojekt „Moldova-Handbuch“ wurde seit April des Jahres 2010 betrieben und erschien am 13. März 2012. Bei dem Handbuch handelt es sich um ein Standardwerk in deutscher Sprache, in dem eine Fülle von Beiträgen europäischer Autoren versammelt ist, die sich einem breiten Spektrum von Aspekten bezüglich der Republik Moldau widmen. Das Handbuch wurde im Rahmen der Leipziger Buchmesse (15.-18. März) am Stand des Leipziger Universitätsverlages sowie auf dem Europaforum der Öffentlichkeit vorgestellt. Es folgten weitere Buchvorstellungen u.a. in Jena und Berlin. Im Jahr 2012 wurden insgesamt 303 Exemplare über den Verlag bzw. durch im Buchhandel verkauft. Das entspricht knapp 61 % der Gesamtauflage. Das MIL ist über den Herausgebervertrag finanziell an den Erlösen der Verkäufe beteiligt. Alle entsprechenden Mittelzuflüsse werden im Sinne des Satzungszwecks verwendet.
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Durchführung des Projekts „Sprachkonflikt und der Streit um die mehrfache Staatsbürgerschaft in der Republik Moldau“
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Das vom DAAD geförderte Projekt sah die Durchführung eines Workshops vor. Die Veranstaltung fanden unter Beteiligung zahlreicher Wissenschaftler aus Deutschland, Moldova, der Ukraine und Georgien im September 2012 statt.
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„Moldova in Südosteuropa. Historische, politische und kulturelle Gemeinsamkeiten und Gegensätze“- Internationale Sommerschule in ChiÅŸinău und Iaši, 23. August 2012 – 13. September 2012 (Moldau / Rumänien)
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Auch in diesem Jahr konnte das MIL wieder zahlreichen Studenten und Doktoranden die Möglichkeit einräumen, sich mit der Republik Moldau vertraut zu machen. Hierfür konnte neben dem DAAD erneut die Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) gewonnen werden, sodass auch HBS-geförderte Studenten an der Sommerschule teilnehmen konnten.
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Beginn der Projekts „Wandel durch Wissenstransfer und Partnerschaft. Schutz und Prävention vor Hepatitis und Zirrhose in Gagausien/Republik Moldau“
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Das vom Centrum für Internationale Migration und Entwicklung im Rahmen des Programms zur Förderung des Entwicklungspolitischen Engagements von Migrantenorganisationen im Zeitraum 01.10.2012 – 30.11.2013 geförderte Projekt verfolgt das Ziel, mittels zweier Workshops, einer Aufklärungskampagne, 15 Fachkursen und einem Infostand Ärzte, Krankenschwestern und Patienten und Vertreter von NGOs aus Gagausien/Republik Moldau mit der Problematik der Notwendigkeit einer stärkeren Hepatitis-Prävention vertraut zu machen. Zu einem geht es uns darum, wichtige Denkanstöße zu geben, mögliche Denk- und Handlungsmuster zu zeigen und zu Reflexion über die Gefahren von Hepatitis und Zirrhose zu animieren. Zum Anderen wollen wir die Vertreter von NGOs in diese Kampagne einbeziehen. Die Relevanz dieses Themas leiten wir aus der Überlegung ab, dass diese Infektionskrankheiten sowohl ein Gesundheitsproblem als auch ein soziales, gesellschaftliches und ökonomisches Problem ist. Dies macht es notwendig, die Zivilgesellschaft mit einzubeziehen.
Das Projekt integriert und fördert Wissen über Risikosituationen und Übertragungswege, Aufklärung und Prävention, Erweiterung der Kompetenzen bei der Behandlung der Infektionskrankheiten, Förderung der Verantwortung gegenüber der eigenen Gesundheit. Im Rahmen unseres Projektes planen wir zwei Workshops in Comrat durchzuführen, um die Aufmerksamkeit auf die Hepatitis Epidemie und Zirrhose in dieser Region zu konzentrieren, Präventionsmaßnahmen vor Hepatitis und Risikosituationen für Patienenten mit Zirrhose zu besprechen, über gesetzliche Rahmenbedingungen, den Umgang mit Hepatitis und vorhandene Ressourcen mit Ärzte und Verterter von NGOs zu diskutieren.
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Durchführung des Projekts „Erzwungene Lebenswege: Deportation und Auswanderung nach dem Zweiten Weltkrieg in der Moldauischen Sowjetrepublik (1945-1965)“
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Das vom der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ im Rahmen des Programms „Geschichtswerkstatt Europa. Krieg, Nachkrieg, Kalter Krieg“ geförderte Projekt beinhaltete das Folgende:
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1945-1949 lösten die sowjetischen Behörden eine erneute Welle von Massendeportation nach Sibirien aus, die auch die moldauische Bevölkerung und verschiedene Minderheiten erfasste. Vom Bahnhof ChiÅŸinău aus wurden mehr als hunderttausend Personen – Moldauer, Deutsche, Juden und Ukrainer - nach Sibirien verbannt, viele starben dort. Wer von den Deportierten überlebte, kehrte erst Jahre später zurück oder wanderte aus. Die Erfahrung, als Deportierter diskriminiert oder drangsaliert worden zu sein und sein eigenes Trauma in einem gleichgültigen sozialen Umfeld nicht mitteilend abarbeiten zu können, stellt einen eindrucksvollen Zugang zur Identitätskonstruktion dar. Einige versuchen die erlebten Schrecken zu vergessen, die anderen wiederum durch verschiedene Aktionen (u.a. Mahnmale) die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen. Dieses Thema stellt alle vor große Herausforderungen. Im Sommer 2009 weigerte sich die damals regierende Partei der Kommunisten der Republik Moldova, sich im Parlament an einer von der Opposition vorgeschlagenen Schweigeminute in Erinnerung an die Opfer der Deportationen zu beteiligen. Die öffentliche Brisanz der Bewertung dieses Traumas, das in Moldova Politiker und Akademiker wie einfache Bürger spaltet, verleiht der Untersuchung eine starke gesellschaftliche Relevanz.
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Mit dem Projekt wurde deshalb der Frage nachgegangen, wie die traumatische Erinnerung und Tabuisierung das individuelle Denken und Handeln im Alltag nach dem Krieg beeinflusst haben, was der Verlust der Heimat durch die mehrfache Deportation für die Betroffene bedeutete, was das lang anhaltende Ignorieren ihrer Erinnerung für ihre Identitätskonstruktion und ihre Integration (oder nicht) in die jeweils neuen Umgebungen bewirkt hat. Dabei spielten begrifflich fassbare Momente wie das Wir-Gruppenverständnis, Vorurteile, Inklusion und Exklusion von Gruppen, politische Instrumentalisierung sozialer und ethnischer Differenzen usw. eine Rolle.
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4 moldauische und 4 deutsche Studenten untersuchten gemeinsam unter Leitung von Fachleuten aus Leipzig und ChiÅŸinău die Erinnerungen von Deportierten in der Republik Moldova . Die Ergebnisse sind in Form einer Online-Präsentation unter dem folgenden Link allgemein zugänglich:
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Für die Projekte zu 3 und 4 wurden auch für das Jahr 2013 Folgeanträge gestellt. Der Folgeantrag zu 3 wurde nicht bewilligt, der Antrag zu 4 war erwartungsgemäß erfolgreich. Das Projekt zu 2 läuft noch bis zum Jahr 2014. Das Projekt zu 5 läuft noch bis ins Jahr 2013. Ein Folgeantrag ist nicht vorgesehen, da der durch das Institut zu erbringende Eigenanteil (10 %) in der Regel nicht finanzierbar ist.
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