Stärkung der Medienkompetenzangebote im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk
Ausgangslage und Zielsetzung
Durch ihren Bildungsauftrag spielen die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten in der Republik Moldau und in der Ukraine (ÖRR) eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der Öffentlichkeit über Medien- und Informationskompetenz durch Radio- und Fernsehprogramme. Die ÖRR können ihre Reichweite (neben der landesweiten nationalen Rundfunkanstalt Teleradio Moldova gibt es auch regionale öffentliche Rundfunkanstalten in Gagausien) nutzen, um bestehende Medienkompetenz-Angebote einem breiten Publikum bekannt und nutzbar zu machen. Nur ein Bruchteil der Nutzer, so eine Umfrage, vor allem aus den Regionen, kennt die durchaus vorhanden Medienaufklärungsangebote von Fakt-Checking-Organisationen. Im Kampf um journalistische Glaubwürdigkeit, auch angesichts der letzten Ereignisse rund um den Sender TV-8 und des Vertrauensverlustes der Bevölkerung gegenüber privaten TV-Sendern wird die Rolle des ÖRR immer wichtiger. Die Umfragen zeigen, dass die Öffentlich-Rechtlichen Medien seit Jahren als „Vertrauensanker“ und Leitmedien ein viel größeres Vertrauen bei der Bevölkerung als private TV-Sender.
Dieses Vertrauen gilt es auch im Bereich Medienkompetenz aufzubauen und nicht zu verspielen. Gerade der ÖRR kann seine Funktion als „fünfte Gewalt“ nicht nur Fact-Checking-Organisationen und Bloggern sowie anderen externen Akteuren, die auf Fehler von Journalisten hinweisen, überlassen. Journalisten sollten die Arbeit unabhängiger Fact-Checking-Gruppen einem größeren Publikum zugänglich machen. Sie sollten jedoch wissen, dass externe Akteure, die systemisches Versagen in einem bestimmten Sender nachweisen, zumindest die Marke dieser Institution als professionelle Nachrichtenquelle in Frage stellen. Der ÖRR sollten darauf achten, dass externe Korrekturen nicht zu einem Ersatz für interne Qualitätskontrollprozesse werden und auch proaktiv neue Fälle und Formen der Desinformation aufspüren und aufdecken.
Das Projekt hat mithin das Ziel, die Produktion vielfältiger Inhalte zur Medienkompetenz zu steigern. Das Projekt will Journalisten des ÖRR darin unterstützen, Medienkompetenzthemen in allen Angeboten des ÖRR den Zuschauern, Hörern und Nutzern anzubieten. Schwerpunkte des neuen Angebotes sollten die kritische und selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Wandel der Medienwelt, Chancen und Risiken beim Umgang mit klassischen und neuen Medien sowie Trends und Hintergründe zu neuen Medienformen und -angeboten sein.
Zudem soll gebündelt werden, was es an Angebot zur Medienkompetenz bereits gibt; d. h. vorhandene multimediale Medienkompetenz-Inhalte externer Anbieter in Bereichen wie Medienkunde, Mediennutzung, Medienkritik sowie Mediengestaltung stattfinden. Das Ziel ist also, Kontakte zu Institutionen aufbauen, die in Moldau und der Ukraine bereits Medienkompetenz vermitteln.
Medienkompetenz hat viele Facetten. Um die ethischen, journalistischen, rechtlichen und technischen Aspekte ebenso wie die Frage von Nutzungskompetenzen zu berücksichtigen, sollen die Partnerschaft zwischen dem Lehrstuhl für Medienkompetenz an der Universität Leipzig und der Fakultät für Journalistik der Staatlichen Moldauischen Universität, die Kopplung von Wissenschaft und Journalismus gestärkt und Defizite in den vorhanden Medienkompetenz-Angeboten aufgespürt werden.
01.04.-31.12.22
Deutschland / Republik Moldau
Projektleiterin:
Marina Dumbrava